Ferry Weijmans und der Motorsport

Sein Markenzeichen ist das rote Basecap. Ohne diese Kopfbedeckung mit dem Ferrari-Logo geht Ferry Weijmans, Vorsitzender des Handball-Vereins SC Eintracht Heessen, nicht aus dem Haus. Denn Weijmans ist seit vielen Jahren vom Motorsportvirus infiziert. Inzwischen ist er selbst ein Teil der Königsklasse des Motorsports geworden. Schon dreimal hat er als Boxen-Marshall in den Jahren 2016, 2018 und 2019 in der Formel 1 bei den Rennen in Hockenheim gearbeitet. Jetzt hofft er darauf, dass er vom 9. bis 11. Oktober auch sein Debüt beim Grand-Prix auf dem Nürburgring geben kann. Der Antrag ist gestellt. Fast schon sehnsüchtig wartet er auf die positive Antwort aus der Eifel. „Ich bin aber ganz zuversichtlich, schließlich benötigt der Veranstalter gerade zu Corona-Zeiten Leute, die über eine gewisse Erfahrung verfügen“, erklärt der gebürtige Niederländer, der seit 1996 in Hamm wohnt. Zumal er zuletzt bereits beim GT Masters auf dem Traditionsring als Marshall eingesetzt wurde.
Formel-1-Fan ist er schon seit seiner Jugend. „Mein Vater hat mich 1985 mit zum Rennen nach Zandvoort genommen“, erinnert sich Weijmans. Dort feierte damals Niki Lauda im McLaren seinen 25. Grand-Prix-Sieg. Doch mit den Jahren interessierte er sich immer mehr für die roten Renner aus Maranello, wurde nicht zuletzt wegen Michael Schumacher zum Ferrari-Fan. „Einmal Ferrari, immer Ferrari“, meint der Hammer. „Auch wenn ich heute deshalb aktuell eher leiden muss. Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten.“
Dass er einmal selbst eine Funktion bei einem Rennen ausüben würde, daran hat er eigentlich nie einen Gedanken verschwendet. „Zum Marshall bin ich eher durch Zufall geworden“, erzählt Weijmans. „Vor sieben Jahren hat mich ein Arbeitskollege, der im Automobil-Club Münster aktiv war, mit zu einem Oldtimer-Grand-Prix zum Nürburgring genommen. Dort habe ich dann zum ersten Mal beim Rennen geholfen. Das hat mir viel Spaß gemacht. Seitdem bin ich regelmäßig dabei.“
Für die Aufgaben des Marshalls und eines Streckenpostens wird bei den GT-Masters-Rennen und in der Königsklasse eine spezielle Lizenz verlangt. Die hat der Hammer bereits vor einigen Jahren in einem umfangreichen Kurs bestanden. „Neben der Flaggenkunde ist dabei auch die Erste Hilfe sowie eine Grundausbildung erforderlich, wie man im Falle eines Brandes am Auto vorgehen muss. Wenn man da zu früh den Feuerlöscher benutzt, werden vielleicht sehr hohe Werte zerstört“, berichtet Weijmans. Alle zwei Jahre muss diese Lizenz erneuert werden. Der SCE-Vorsitzende hat sie zuletzt zu Beginn des Jahres wiederholt.
Als Streckenposten wurde er bisher noch nicht in der Formel 1 eingesetzt, arbeitete aber bereits dreimal als Marshall in der Boxengasse. „Per Funk bin ich dabei ständig mit der Rennleitung verbunden. Die teilen mir genau mit, was ich zu tun habe“, sagt der 53-Jährige. Gerne erinnert er sich an seinen Einsatz 2018 in Hockenheim. Dort war er der persönliche Ferrari-Marshall, stand direkt an der Box der Italiener und begleitete Sebastian Vettel auf allen Wegen, ob ins Fahrerlager oder zur Pressekonferenz. Dabei hatte er mit dem viermaligen Weltmeister aus Heppenheim einige beeindruckende Erlebnisse, die, so der Heessener, beweisen, dass auch diese Jungs noch geerdet sind. „Bei einem Pitwalk, bei dem die Fahrer Autogramme geben, entdeckte Sebastian in der hintersten Reihe zwei Rollstuhlfahrer. Er bat mich darum, den Weg frei zu machen, damit er mit ihnen auch Selfies machen konnte“, berichtet Weijmans. Wenig später sah er mitten im Pulk ein weinendes Kind auf den Schultern der Mutter. Vettel nahm das Mädchen dann selbst auf den Arm, tröstete es und ließ sich von der Mutter mit dem Nachwuchs bereitwillig fotografieren. Die freute sich diebisch darüber, dass sich das Heulen dann doch gelohnt habe.
Wichtig ist für Weijmans der gute Zusammenhalt und die Geselligkeit, die unter den Marshalls herrschen. „Abends sitzen wir immer in einem kleinen Lager zusammen. Dort wird gegrillt und auch ein Bierchen getrunken“, erzählt er. Übernachtet wird direkt an der Rennstrecke. „Ich bin Holländer. Ich schlafe natürlich im Zelt“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Obwohl er eigentlich Ferrari-Fan ist, fiebert er derzeit auch ein bisschen mit seinem Landsmann Max Verstappen mit, der zuletzt in Silverstone im Red Bull einen Überraschungssieg feierte. „Der ist richtig frech, hat keinen Respekt vor großen Namen. Natürlich kommt da auch meine oranje Herkunft durch und ich freue mich, wenn Max auf das Podium fährt.“
Weijmans hat selbst in seiner Jugend Volleyball gespielt. „Bei uns in Holland in der 2. Bezirksliga“, sagt er. Über seinen Schwiegervater ist er in Heessen zum SCE gekommen. Selbst hat er nie richtig Handball gespielt. „Ich habe mal zehn Minuten in der Bezirksliga auf der Platte gestanden, weil wir zu wenige Leute waren.“ Nacht acht Jahren als Stellvertreter hat Weijmans im März 2019 den Vorsitz beim SC Eintracht übernommen. „Vorher war ich immer das Mädchen für alles“, sagt Weijmans, was die erste Mannschaft des Vereins vor einigen Jahren mit einem besonderen Geschenk für den begeisterten Motorsportler honorierte. „Sie haben mich damals nach Zandvoort zu einem Track Day eingeladen. Dort durfte ich einen Porsche, einen BMW M1 und ein Formel-3-Auto fahren. Das war ein einmaliges Erlebnis“, berichtet Weijmans, und dabei schauen unter der roten Basecap wieder zwei leuchtende Augen hervor.

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